"Krakauer Burg" (Nordostseite) © Oliver Frank

 

 

 

 

 
Krakau und der Wawel 1933 - 1945                                     

Auf einem Hügel, der Wawel genannt wird, entstand über dem Weichselbogen und den Dächern der Stadt die Burg von Krakau. Es handelt sich um das Königsschloss und die Kathedrale als Bischofssitz. Seit 1076 war Krakau königliche Hauptstadt und politisches Zentrum des Landes, und seit 1320 wurden mehr als 30 polnische Könige und Königinnen auf dem Wawel gekrönt und zu Grabe getragen.
Das Schicksal des Wawel ist so zerrissen wie die Historie Polens. Mehrfach erobert, verteidigt, belagert, ausgeplündert, von der Pest heimgesucht, abgebrannt und zu neuer Blüte gebracht, betrachtet Polen den Wawel als nationales Heiligtum, das immer wieder in Gefahr geriet, wenn Polen durch seine Gegner, wie u.a. die Russen, Preußen und Österreicher, von der Landkarte getilgt werden sollte. So geschehen bei den Teilungen 1772, 1793 und 1795. Die letzte dieser Teilungen dauerte 123 Jahre, als der Wawel zu einer österreichischen Zitadelle herabsank. 
Eine besondere Rolle  in dieser Entwicklung spielten immer auch die Juden, die teils diskriminiert und teils geduldet im Stadtteil Kazimierz ansässig waren.

Während die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen friedlich verlief, erfolgte die vierte Teilung 1939 durch den Hitler-Stalin-Pakt. Die Sowjetunion vereinnahmte Ostpolen, während die westlichen Gebiete dem Deutschen Reich zufielen und in Zentralpolen das Generalgouvernement geschaffen wurde, eine Art Kolonialgebiet ohne Völkerrechtsstatus.
Da Hitler die Metropole Warschau zu einer Provinzstadt herabwürdigen wollte, wurde Krakau als Hauptstadt des Generalgouvernements bestimmt und der Reichsrechtsführer Hans Frank, bislang Reichsrechtsführer und Minister ohne Geschäftsbereich, zum Generalgouverneur ernannt.

Mit dem Verlust des Wawel hatte Polen wieder einmal seine nationale Identität verloren. Als Sitz des Generalgouverneurs war die Burg der Kristallisationspunkt, um den sich die Naziverbrechen in dieser Region drehten. Im „Krakauer Anzeiger“ (23.5.1940) wurde der Wawel wie folgt beschrieben: „Hier schlägt das Herz des heutigen Generalgouvernements und durchsetzt die Kanäle dieses verwahrlosten Landes mit einem gesunden Blutkreislauf, der alles neu belebt.“ Hans Frank betrachtete das imposante Bauwerk im Sinne des Wortes als die Krönung, denn es entsprach seinem Hang zu Prunk, Repräsentation und Eigeninszenierung. Alsbald sollte er den Spitznamen „König von Polen“ tragen und für sein korruptes Verhalten berüchtigt werden. Während sich auf dem Wawel NS-Prominenz aus dem Reich und bekannte Künstler die Tür in die Hand gaben und von Frank mit ausschweifenden Galadiners empfangen wurden, ging es der Bevölkerung immer schlechter, denn Frank war angetreten, die Ressourcen des Landes rücksichtslos auszubeuten. Er sagte zynisch: „Mein Verhältnis zu Polen ist das einer Ameise zur Blattlaus.“
Dabei geht es auch darum, dass sich der Kunstliebhaber Frank als Kunsträuber par excellence betätigte. Und die „Hoheitsträger“ des Generalgouvernements erhielten von der Burgzentrale  die eindeutigen Anweisungen, polnische Intelligenz zu vernichten und den Holocaust vorzubereiten.

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KRAKAUER BURG
Vortrag zur Buchpremiere 21.9.2010
Topographie des Terrors Berlin

Das Thema des Abends könnte auch „Krakau unterm Hakenkreuz“ heißen und der Titel des Buches „Der Wawel“ lauten.
Das Schicksal des Wawel ist so zerrissen wie die Historie Polens.
Mehrfach erobert, verteidigt, belagert, ausgeplündert,
von der Pest heimgesucht,
abgebrannt und zu neuer Blüte gebracht,
betrachtet Polen den Wawel als nationales Heiligtum,
das immer wieder in Gefahr geriet, wenn Polen durch seine Gegner,
wie u.a. die Russen, Preußen und Österreicher, von der Landkarte getilgt werden sollte.

So geschehen bei den Teilungen 1772, 1793 und 1795.
Die letzte dieser Teilungen – bevor die Nationalsozialisten das Land überfielen - dauerte 123 Jahre, als der Wawel zu einer österreichischen Zitadelle herabsank.

Hier ein kurzer Blick auf die historischen Gebäude auf einer Zeichnung aus den 1990er Jahren:

Die Geschichte des Wawel ist vielschichtig, ich kann nur einige Eckpunkte erwähnen.

In der Nähe einer Weichselfurt, wo sich wichtige Handelswege kreuzten, entstand im 9. Jahrhundert auf einem die Gegend überragenden Kalkhügel das Zentrum des Staates der Weichselslawen.
Der kleine Berg, Sitz der Stammesfürsten, wurde Wawel genannt,
was so viel wie eine trockene Anhöhe inmitten eines Sumpfgebietes bedeutet.

Erstmals wurde die Ortsbezeichnung Krakau im Jahr  956 in der Schrift eines Kaufmanns erwähnt, der vermerkte, dass Krakau drei Wochen Fahrt von Prag entfernt liege.

Ab 1076 war Krakau bereits Hauptstadt und politisches Zentrum geworden und vereinigte sich später mit den Ortsteilen Kazimierz und Kleparz.

Neben Königsschloss und Kathedrale entstand auf dem Hügel ein kleines dichtbebautes Städtchen und zwei weitere kleine Kirchen.

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+++++++VERANSTALTUNG IM BUCHCAFÉ, Donnerstag, 22.9.2005, 20 Uhr++++++

Niklas Frank
Meine Eltern im Dritten Reich

Niklas Franks Leben wird von seinen Eltern bestimmt: Sein Vater Hans Frank, 1900 geboren, studierte Jura, promovierte zum Dr. jur, wurde Hitlers persönlicher Anwalt und verteidigte außerdem bis 1933 NS-Schläger und Funktionäre der Nazipartei. 1930  Reichstagsabgeordneter, avancierte er nach 1933 zum bayerischen Justizminister, wurde Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz, Präsident der „Akademie für Deutsches Recht“ und ab 1934 Reichsminister ohne Geschäftsbereich.
1939 wurde Frank Generalgouverneur im von Hitlers Wehrmacht überfallenen Polen, residierte auf der Krakauer Burg als Deutscher Herrenmensch, plünderte mit seiner nicht weniger raffgierigen Frau Brigitte Juden und Polen aus, während ringsum im Land in den Vernichtungslagern Millionen von Menschen ermordet wurden. 1945 setzte sich Frank nach Bayern ab. Von den Amerikanern verhaftet, wurde er im Nürnberger Prozess als einer der Hauptkriegsverbrecher  zum Tod durch den Strang verurteilt und 1946 hingerichtet.
Niklas Frank, 1939 geboren, wuchs in Bayern und in Krakau auf. Nach 1945 wurde er von der Mutter in pietätvollem Gedenken an den feinsinnigen, musisch, intellektuell und rhetorisch begabten Vater erzogen. Erst allmählich erkannte der Heranwachsende und spätere Reporter des Magazins „Stern“ das ganze Ausmaß der Verbrechen des Vaters und der Unmoral der Mutter. In jahrezehntelanger Arbeit rekonstruierte er das Leben der Eltern und rechnet mit ihnen schonungslos in zwei Büchern ab: „Der Vater“ (1987) und „Meine deutsche Mutter“ (2005).
Im Gespräch mit Dieter Schenk, der zur Zeit an der Biografie des Hans Frank arbeitet, soll nicht nur eine Klärung versucht werden, wie Niklas Frank seine Eltern beurteilt und was er ihnen vorwirft, sondern auch seine Gründe dargestellt werden, warum er mit Vater und Mutter in einer Weise ins Gericht geht, die die Leserschaft spaltet, da er, wie Ralph Giordano im Vorwort schreibt, seinen Grimm, seine Not, seine Verzweiflung hemmungslos herausgeschrieen hat. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meinen Vater denken muss“, sagt noch heute Niklas Frank. 

Veranstalter: Buchcafé und Amnesty International Gruppe Bad Hersfeld

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